Die Welt der EisbÀren
Geburt und Pflege der Jungen
A. Schwangerschaft
- Eine Schwangerschaft dauert etwa 8 Monate.
- Die Schwangerschaft schliesst eine Periode von verzögerter Einpflanzung mit ein (Keimruhe).
a. Das befruchtete Ei teilt sich in eine hohle Kugel aus Zellen, welche eine Schicht dick ist (eine Blastozyste), dann stoppt es das Wachstum und bewegt sich ungefÀhr vier Monate lang frei in der GebÀrmutter. Die Blastula pflanzt sich in der GebÀrmutterwand ein und fÀhrt dort fort, sich zu entwickeln.
b. Die verzögerte Einpflanzung garantiert, dass das Junge wĂ€hrend einer fĂŒr das Tier gĂŒnstigsten Zeit des Jahres geboren wird, und erlaubt dem Weibchen, in einer guten körperlichen Verfassung zu sein und ihre Energie fĂŒr das Aufziehen ihrer neugeborenen Jungen zu verwenden.
c. Die tatsÀchliche embryonale Entwicklung betrÀgt schÀtzungsweise vier Monate.
B. “Höhlenbau” (Denning)
- Gleich nach der Paarung beginnen die Weibchen Fett anzulegen, als Vorbereitung fĂŒr das Werfen der Jungen. Weibchen mĂŒssen fĂŒr eine erfolgreiche Schwangerschaft mindestens 200 Kilogramm (441 Pfund) zunehmen (Stirling, 1988).
- Einige Weibchen begeben sich schon anfangs August in die Mutterschaftsquartiere, aber die Meisten suchen die Höhlen Mitte bis Ende Oktober auf. Diese Höhlen schĂŒtzen die neugeborenen Jungen vor den extremen Temperaturen im Winter.
- Normalerweise graben die Weibchen ihre Höhlen in sĂŒdlich gerichtete Schneewehen. Einige graben Höhlen aus Erde, welche spĂ€ter durch Schnee bedeckt werden.
- Die meisten dieser Höhlen befinden sich an Land, innerhalb von 16 Kilometern (10 Meilen) von der KĂŒste entfernt. In gewissen Gebieten befinden sich die Höhlen mehr als 100 Kilometer (62 Meile) von der KĂŒste entfernt. Einige EisbĂ€ren errichten die Höhlen auf dem Meereis (Harington, 1968).
- Die Höhenunterschiede, wo sich die Höhlen befinden, variieren von Meereis bis zu 548,6 Meter (1.800 Fuss) ĂŒber Meer (Harington, 1968).
- Die meisten Höhlen bestehen aus einem einzelnen Raum der etwas erhöht ist, und einem kurzen Eingangstunnel. Die durchschnittliche Grösse des Raumes betrĂ€gt 2 Meter (6,6 Fuss) in der LĂ€nge, 1,5 Meter (4,9 Fuss) in der Breite und 1 Meter (3,3 Fuss) in der Höhe. EisbĂ€ren unterhalten ein LĂŒftungsloch in der Decke des Raumes, um ĂŒber Frischluft zu verfĂŒgen (Stirling, 1988).
- Durch die KörperwÀrme und die Schneeisolierung ist die Höhle wÀrmer als die Aussenluft.
C. Geburtssaison
EisbÀrenjunge werden von November bis Januar in einer Höhle geboren. Mutter und Jungtiere verlassen Ende MÀrz oder April ihre Höhle.
D. HĂ€ufigkeit der Geburt
- Erwachsene Weibchen gebÀren einmal in drei Jahren. In einigen Populationen ereignet sich alle zwei Jahre eine Geburt.
- Die hĂ€ufigste Wurfgrösse sind zwei Junge, gefolgt von WĂŒrfen von einem Jungtier. WĂŒrfe von drei Jungen sind weniger hĂ€ufig als Zwillinge oder Einzeltiere und WĂŒrfe von vier Jungen sind sehr selten.
E. Jungtiere bei der Geburt
- Bei der Geburt wiegen EisbÀrenjunge ungefÀhr 454 bis 680 Gramm (16-24 Unzen) und sind etwa 30 Zentimeter (12 Zoll) lang. MÀnnchen sind bei der Geburt etwas grösser als Weibchen.
- EisbÀrenjunge werden klein und hilflos, mit geschlossenen Augen geboren.
- Das Fell ist bei der Geburt sehr fein und lÀsst das Junge haarlos aussehen.
F. Pflege der Jungen
- Stillen
a. Weibliche EisbĂ€ren besitzen vier MilchdrĂŒsen. Die MĂŒtter stillen ihre Jungen in einer sitzenden Position oder liegen auf der Seite oder dem RĂŒcken.
b. WÀhrend der ersten Wochen ihres Lebens sÀugen die EisbÀrenjungen die meiste Zeit und bleiben nahe bei ihrer Mutter um sich warm zu halten.
c. Die folgenden drei oder vier Monate sÀugen die Jungen bis zu 6-mal am Tag. Die LÀnge und HÀufigkeit des SÀugens verringert sich, wenn die Jungen Àlter werden.
d. EisbĂ€renmĂŒtter sĂ€ugen ihre Jungen etwa 30 Monate lang. Einige Junge sĂ€ugen nur 18 Monate lang, bleiben aber mit ihren MĂŒttern, fĂŒr ein besseres Ăberleben, 30 Monate zusammen.
e. Der durchschnittliche Fettgehalt von EisbĂ€renmilch betrĂ€gt 33%, das ist Ă€hnlich, dem Milchfettgehalt anderer MeeressĂ€ugetiere (Stirling, 1988). - EisbĂ€renmĂŒtter beschĂŒtzen ihre Jungen extrem stark und riskieren sogar ihr eigenes Leben um sie zu verteidigen.
G. Wachstum und Entwicklung der Jungtiere
- Die Jungen öffnen ihre Augen innerhalb des ersten Monats.
- Etwa wÀhrend den ersten zwei Monaten beginnen sie innerhalb der Höhle zu gehen. WÀhrend dieser Zeit haben sie einen dicken, weisslichen Pelz und ihre ZÀhne kommen zum Vorschein.
- Bis zum Zeitpunkt im spĂ€ten MĂ€rz oder April, an dem die MĂŒtter mit ihren Jungen die Höhlen verlassen, wiegen die Jungen 10 bis 15 Kilogramm (22-33 Pfund).
- MĂŒtter und Junge bleiben etwa 12 weitere Tage in der NĂ€he ihrer Höhlen, manchmal lĂ€nger.
a. Dies ermöglicht den Jungen sich an das kalte Wetter zu gewöhnen und hilft die Gehmuskeln zu entwickeln.
b. WĂ€hrend dieser Zeit verbringen die Jungen noch ĂŒber 85% ihrer Zeit in der Höhle und schlafen nachts darin. - Wenn die Jungen bereit sind fĂŒhrt die Mutter sie zum Meereis. Die Reise ist langsam und beinhaltet hĂ€ufige Rast- und SĂ€ugepausen. Manchmal trĂ€gt eine Mutter ihr Junges auf dem RĂŒcken, um Gebiete mit tiefem Schnee oder Wasser zu durchqueren.
- Die Jungen beginnen feste Nahrung zu fressen, sobald ihre Mutter auf dem Meereis die erste Beute getötet hat (die Jungen sind dann etwa drei bis vier Monate alt).
- Die Jungen wachsen schnell, aufgrund der fettreichen Milch ihrer Mutter und des Trans der Seehunde. Nach 8 Monaten wiegen sie bereits ĂŒber 45 Kilogramm (99 Pfund).
- Die EisbĂ€renjungen lernen zu jagen indem sie ihre Mutter beobachten. Die Jungen versuchen in ihrem ersten Lebensjahr zu jagen, was aber nicht sehr erfolgreich zu sein scheint, bis sie ĂŒber ein Jahr alt sind. Sogar dann wenden sie nur etwa 4% ihrer Zeit fĂŒr die Jagd auf. Wenn sie zwei Jahre alt sind wenden sie ĂŒber 7% ihrer Zeit fĂŒr die Jagd auf und können alle fĂŒnf oder sechs Tage einen Seehund erbeuten (Stirling, 1978).
- Wenn die Jungen ungefÀhr 30 Monate alt sind, ist ein weiblicher EisbÀr wieder paarungsbereit. Zu dieser Zeit kann ein erwachsenes MÀnnchen ihr folgen. Entweder die Mutter oder das MÀnnchen jagt die Jungen weg.